Bauweise

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Geringe Umweltbelastung – hohe Wohngesundheit

Das Lyrikhaus war auch baulich ein besonderer Ort. Wunderschön sanierte Fachwerkwände mit verschiedenfarbigen Lehmputzen und dutzenden interessanter Details lohnten schon allein den Besuch, um sich für die eigene Umgebung inspirieren zu lassen und das angenehme Raumklima zu genießen. Im Winter spendete der große Lehmgrundofen wohlige Wärme. Der Betreiber des Ladens war bei allen Sanierungsarbeiten dabei und konnte bei Bedarf mehr erzählen.

Das Lyrikhaus verstand sich als ein Botschafter aus der Zukunft – wenn sich die Menschen auf die Poesie besinnen, die reichen kulturellen Schätze aller Zeiten wiederfinden und ihre Umwelt wieder menschlich und gesundheitsfördernd gestalten werden.

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„Das Lyrikhausprojekt ist ein lebendiges Anschauungsobjekt dafür, wie mit geringer Umweltbelastung sehr langlebige, wohngesunde Konstruktionen erstellt werden können. Die seit vielen Generationen gut funktionierende regionale Bauweise wurde bereichsweise konstruktionssichtig als Gestaltungselement belassen. An die Sanierung wurde der Anspruch extrem geringer Umweltbelastung bei größtmöglicher Wohngesundheit gestellt – von der Herstellung bzw. Gewinnung der Baustoffe über die Lebens- und Nutzungsdauer bis zur schadlosen Entsorgung. Ausgehend von den wichtigsten Umweltfaktoren wurde die Umweltbelastung im Vergleich zu einer guten konventionellen Sanierung um ein Vielfaches reduziert. Zentrale Elemente dieser Vorgehensweise sind:

  • Umfassende Wiederverwendung von Baustoffen und Bauteilen, soweit diese nicht belastet waren
  • Verwendung von Baustoffen mit überwiegend sehr geringen Primärenergiegehalten und CO2 Emissionen
  • Verwendung von Dämmstoffen mit positiven CO2 Haushalt – Stoffe, die erheblich mehr CO2-Ausstoß vermeiden helfen, als sie bei Herstellung und Transport freisetzen (die Wärmedurchgangswerte der sanierten Hülle sind ähnlich der des Passivhausstandards)
  • Reduzierung der Lüftungswärmeverluste durch natürlich feuchteregulierende Baustoffe und Strahlungswärmenutzung
  • ohne Leitungsverluste zentral im Gebäude gelegene Wärmeerzeugung mit nichtfossilen Festbrennstoffen (Holz) und solarer Unterstützung zur Warmwasserbereitung
Der Lehmgrundofen (vom Nachbarraum aus beheizt).
Der Lehmgrundofen (vom Nachbarraum aus beheizt).

Verwendete Baumaterialien:

  • Strohballen- und Korkaußendämmung
  • Hanfinnendämmung
  • Bodendämmung mit Schaumglasschotter und Blähton
  • Unterdachebene mit Holzweichfaserdämmplatten
  • Lehm- und Luftkalkmörtel für Putz-, Maurer- und Gefacharbeiten
  • Altziegel, Bruchstein
  • Holz für Konstruktionen, Böden und Schalungen; teilweise Altholz
  • Stroh, Hanf und Leinhäcksel als Armierung und Zuschlagstoff

Wann immer möglich, wurde Material aus dem Abriss obsoleter Baugruppen vor Ort (z.B. abgehängte Decken, demontierte Nachtspeicheröfen) oder von anderen nahegelegenen Baustellen wiederverwendet. Alle anderen Baustoffe wurden überwiegend regional bezogen – vorzugsweise aus der näheren Umgebung.

Der Ausbau des Ladens fand zwischen September 2014 und Februar 2016 statt. Im Rahmen von Praktika und Seminaren konnten sich am Lyrikhausprojekt mehr als 30 Menschen aus acht Ländern in Materialkunde, Bauphysik, historischen und modernen Bautechniken weiterbilden.“

(Otto Rogge – Fachkraft Lehmbau, Maurermeister und Restaurator – arcana Baugesellschaft mbH)

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Die Sanierung des Ladens und die Dämmung der Außenhaut wurde durch die GLS Gemeinschaftsbank eG, Bochum finanziert.